Ausgehend von zwei Fallbeispielen, dem Apollontempel im Letoon von Xanthos und
demjenigen von Kyrene, geht der Beitrag der Frage nach, welche Rolle Tempelbauten
für das Selbstverständnis griechischer bzw. hellenisierter Gemeinwesen spielten. In beiden
Fällen sind ältere Sakralbauten, oder zumindest substanzielle Teile von solchen, im
Innern jüngerer Tempel erhalten geblieben. Es scheint hier eine Strategie fassbar, mit der
einerseits das historische Erbe der jeweiligen Gemeinwesen herausgestellt, andererseits
der Anschluss an zeitgenössische Trends der Baukunst gesucht wird. Diese ‚bewahrende
Modernisierung‘ dient nicht zuletzt dazu, politische und soziale Positionen in Zeiten
des Umbruchs, namentlich im Prozess der Eingliederung in die hellenistischen und
römischen Großreiche zu behaupten.