In den Berliner Vorlesungen über die transzendentale Logik nimmt Fichte den Kantischen Ausdruck »transzendentale Logik« wieder auf, um eine Disziplin zu bezeichnen, die die »Transzendentalisierung«4 bzw. die genetische Begründung der gemeinen/formalen Logik unternimmt und die in der vernichtenden Kritik des naiven epistemischen Standpunktes der gemeinen Logik besteht. Die formale Logik bleibt nach Fichte nämlich empirisch bzw. faktisch, psychologisch und abstrakt. Sie ist abstrakt, da sie nur auf die Form des Denkens, durch Abstraktion von allen Inhalten, ein- geht bzw. eingehen möchte – ohne jedoch diese Abstraktion zu bemerken: Deswegen unterscheidet sie einerseits Anschauung und Begriff, die nach Fichte aber nur als zwei Seiten einer synthetischen Einheit zu betrachten sind, und andererseits Begriff, Urteil und Schluss, die nur als Teile eines einzigen logischen Denkens genetisch verstehbar sind. Die formale Logik ist dann psychologisch, weil sie vom empirischen Ich abhängt, welches die- se Abstraktionen unternimmt, und nicht auf den epistemischen und onto- logischen Status des Ichs reflektiert. Sie ist faktisch, weil sie nicht auf sich selbst reflektiert, um sich genetisch zu begründen. Somit reduziert sie letz- ten Endes das Denken zu einem »bloße[n] Faktum des Selbstbewußt- seyns«5, das über keine allgemeine Gültigkeit verfügt.